Von den Judoanfängen bis zur Vereinsgründung
1954
Bernard Matthieu, 4.Kyu (Orangegurt), ein junger Franzose, welcher an der Feintechnikschule in Schwenningen seine Ausbildung absolviert, stellt bei der Ringerabteilung der Athletenvereinigung Schwenningen (AVS) die Sportart Judo vor. Helmut Lohrer und Rolf Jauch sind die Ersten, die am Training auf der Ringermatte teilnehmen.
Lehrgänge an der Sportschule in Ruit werden besucht und neue Sportkameraden geworben. Da in Ruit zu wenig Matten vorhanden sind, wird teilweise auf zwei übereinander gelegten Lastwagenplanen trainiert. Große Begeisterung und gute Fallschule sind daher unerlässlich.
Ende 1954 löst sich in Schwenningen der Bund Deutscher Pfadfinder auf. Ein Teil dieser jungen Leute - Siegfried Böck, Horst Zimmermann, Horst Strohm und Ewald Ernst - finden sich daraufhin bei der in Schwenningen noch recht unbekannten Sportart Judo wieder.
1955
Bernard Matthieu geht zurück nach Frankreich. Karl-Heinz Rebentisch, 2.Kyu (Blaugurt), aus Berlin übernimmt nun das Judotraining. Peter Blepp, Dieter Reister, Hans Fuchs, Uwe Rebentisch, Hans Müller und Karl-Heinz Bertsche treten Ende 1955 der Abteilung bei.
Mit 12 bis 14 Leuten sind nun ein geregelter Trainingsbetrieb und die ersten Wettkämpfe möglich. Trainiert wird zweimal wöchentlich auf der Ringermatte in der Athletenhalle. Diese ist für Judo nur bedingt geeignet, denn durch die Absteppung mit Ledernoppen bleibt man bei Fußwürfen oft mit den Zehen hängen - schmerzhafte Verletzungen sind die Folge. Trotz alledem wird oft zusätzlich noch samstagnachmittags und sonntagmorgens trainiert.
Im Winter wechseln sich die Judoka turnusgemäß ab, um zwei Stunden vor Trainingsbeginn den Sägemehl-Kanonenofen anzuheizen. Der Ofen glüht und doch bilden sich Eisblumen an den Fenstern. Unbedingt nötig sind daher Pullover und lange Unterwäsche unter dem Judogi. Auch dicke Wollsocken sind auf der kalten Matte unverzichtbar. Trotz aller Widrigkeiten wird mit voller Begeisterung Judo betrieben. Alle sind Kameraden und der Zusammenhalt, auch außerhalb des Trainings, ist bestens.
Der erste Mannschaftswettkampf - Lokomotive Leipzig (LOK) gegen Schwenningen - findet auf dem Freigelände der Freien Sportvereinigung Schwenningen (FSV) statt. Schwenningen, verstärkt mit Leuten wie Manfred Matt (Deutscher Meister), Erwin Link und Waldemar Kunkel vom Judosportverein Villingen (JSV), verliert trotzdem beide Begegnungen gegen die Schwarzgurttruppe von LOK Leipzig.
1956
Die ersten Gürtelprüfungen zum 5. und 4.Kyu finden statt. Judo-Schauvorführungen an Sommerfesten tragen dazu bei, Judo bekannt zu machen und neue Mitglieder zu gewinnen.
Auch gibt es sporadisch Mannschaftswettkämpfe mit guten Erfolgen.
Das harte Training trägt weitere Früchte. Bei den Württembergischen Einzelmeisterschaften ist man in den entsprechenden Gewichtsklassen erfolgreich: Helmut Lohrer 1.Platz, Peter Blepp 2.Platz und Ewald Ernst 3.Platz. Helmut Lohrer erreicht bei den anschließenden Deutschen Meisterschaften auch den hervorragenden 5.Platz.
Heiß umkämpft ist der Städtewanderpokal zwischen Schwenningen und den Judohochburgen Bietigheim, Besigheim und Ludwigsburg. Und betretene Mienen gibt es am Ende beim Gegner, als die Schwenninger den Pokal in die "Provinz" holen.
Mehrere Hin- und Rückrunden werden ausgetragen, die oft das gesamte Wochenende in Anspruch nehmen. Da es nur wenige Privatwagen gibt, müssen die Wettkampforte zum Teil mit der Bahn angefahren werden und übernachtet wird privat bei den gegnerischen Sportkameraden, wo es im Kreis der jeweiligen Gastfamilie auch immer ein Mittagessen gibt. Lang anhaltende Freundschaften werden so geschlossen.
1957
Es geht weiter aufwärts. Württembergischer Meister werden Dieter Reister und Ewald Ernst. Zweite Plätze belegen Peter Blepp und Manfred Fischer.
Mit der Württembergischen Auswahlmannschaft nehmen Dieter Reister und Ewald Ernst an drei Länderkämpfen teil.
1958
Karl-Heinz Rebentisch tritt als Trainer zurück und Ewald Ernst übernimmt das Training. Hans Hauser, Rolf Krämer, Rudi Müller, Dieter Kreuzer, Siegbert Lehmann, Horst Henkelmann, Dieter Eder und Walter Mayer treten der Abteilung bei.
In den folgenden Jahren bis 1963 gibt es Erfolge bei Meisterschaften und Mannschaftswettkämpfen, zum Beispiel gegen Teams aus Freiburg, Waldshut, Oberndorf, Freudenstadt, Tuttlingen und in Österreich gegen Bregenz, Hohenems und Buchs. Wettkampflehrgänge in Schwenningen, unter anderem mit Europameister Franz Sinek, tragen wesentlich zum wachsenden Erfolg bei.
In dieser Zeit werden unter der Leitung von Ewald Ernst, Dieter Kreuzer und Hans Müller zusätzlich Selbstverteidigungskurse für Frauen durchgeführt.
Mit Waldemar Kunkel, der als Gast vom Judosportverein Villingen nach Schwenningen zum Training kommt, haben die Schwenninger nun auch den ersten Schwarzgurtträger auf der Matte.
1959
Helmut Lohrer wird Schwäbischer Vizemeister in Memmingen.
1960
Selbstverteidigungskurse mit Hans Müller und Ewald Ernst machen die Schwenninger Judoka in der Stadt bekannt.
1961
Die Mannschaft steht mit Mayer, Blepp, Müller, Ernst, Henkelmann, Kunke und Degler gut da.
1962
In Schwenningen wird die Neckarturnhalle gebaut. Auf Betreiben von Willi Seckinger und Ewald Ernst werden von der Stadt Trainingsmöglichkeiten in dieser Turnhalle zugesagt.
Der Loslösung von der Athletenvereinigung Schwenningen und der Gründung eines Judovereines steht nun nichts mehr im Wege.